Systematik der Echsen

Echsen haben eine weltweite Verbreitung auf allen Kontinenten, mit Ausnahme der Antarktis. Sie besiedeln die Tropen, die Subtropen und auch Areale der gemäßigten Zonen, jedoch erreichen sie innerhalb der Tropen ihre größte Diversität. Hier finden Sie eine Übersicht der Echsen-Familien.

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Echsen können sehr farbprächtig sein. © Stock.adobe.com/Johannes Aßlaber

Echsen haben erfolgreich sämtliche Habitate erobert und sind deshalb von der Wüste bis zum Regenwald und von Meereshöhe bis in die Gebirgszonen anzutreffen. Dabei gibt es Kulturflüchter, also Arten, die an bestimmten menschenleere Habitate gebunden sind, als auch sehr anpassungsfährige Kulturfolger. Letztere finden sich sogar in Großstädten zurecht und nutzen die leichten Ernährungsmöglichkeiten.

Systematik der Echse

Echsen stellen eine Unterordnung der Reptilien dar. Knapp über 5000 Arten der Echse machen ungefähr 60% aller Kriechtiere aus. Die systematische Einordnung erfolgt in Überfamilie Familie, Unterfamilie, Gattung und Art mit ihren Unterarten. Jede Kategorie hat dabei ihre eigenen Merkmale, die bisweilen nur anhand der Organe und/oder des Skeletts festgelegt sind. So gibt es Echsenfamilien, die mehr Merkmale mit einigen Schlangenfamilien gemein haben.

Das systematische Schema unterliegt dem Stand der Forschungsergebnisse und befindet sich immer im Wandel. Wissenschaftler sind häufig verschiedener Ansicht, und so kann es immer unterschiedliche Interpretationen ein und derselben Sache geben, was dazu führt, dass die Systematik nicht immer einheitlich gehandhabt wird.

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Echsen leben beinahe in allen Klimazonen. © Stock.adobe.com/Foto-Jagla.de

1. Überfamilie Leguanartige

Die Überfamilie „Leguanartige“ in der Systematik der Echsen gliedert sich in drei Familien auf:  

1.1 Familie Agamidae (Agamen)

Kleine bis große Echsen (Körperlängen bis 35 cm), die Afrika, das südliche Europa und Asien sowie Australien bewohnen. Sie besiedeln Wüsten, Ödflächen, Kulturanbaugebiete, Wälder und Wiesen. Dort sind sie boden-, baum-, fels- und savannenbewohnend. Gewöhnlich haben sie einen typischen Echsenkörper mit vier gut entwickelten Gliedmaßen und vermehren sich durch die Ablage von Eiern. Zahlreiche Arten können einen radikalen Farbwechsel vollziehen.

Die Familie ist in zwei Unterfamilien eingeteilt: die Agaminae (Eigentliche Agamen) und die Leiolepidinae (Schmetterlingsagamenverwandte).

Bekannte Terrarieneinwohner sind unter anderem:

1.2 Familie Chamaeleonidae (Chamäleons)

Sie besiedeln Afrika inklusive Madagaskar, das südliche Europa, die südliche Arabische Halbinsel sowie Südindien und Sri Lanka. Kennzeichnend sind die voneinander unabhängig bewegbaren Augen, die verlängerte Schleuderzunge, der seitlich abgeflachte Körper, die zu Greifklammern ausgebildeten Zehen und der äußerst bewegliche Schwanz, der zu einer Schnecke aufgerollt werden kann. Chamäleons können spektakuläre Farbwechsel vollziehen.

Es gibt 2 Unterfamilien: die Chamaeleoninae (Echte Chamäleons) und die Brookesiinae (Zwergchamäleons).

Gern gehalten wird z.B.:

1.3 Familie Iguanidae (Leguane)

Ein wichtiger Unterschied zu den Agamen ist die Bezahnung der Leguane, denn bei ihnen stehen die Zähne seitlich an der Kieferkante, während sie bei den Agamen auf der Kiefernkante stehen. Häufig sind sie, besonders bei Anfängern, nicht von Agamen zu unterscheiden. Leguane sind in der Neuen Welt verbreitet, auf Madagaskar und den westzentralen Pazifikinseln. Sie haben alle Biotope erfolgreich besetzt, besonders im Süden Südamerikas steigen einige Arten in die Hochgebirge auf. Ihre Reproduktion erfolgt in erster Linie über die Eiablage.

Bei ihnen werden folgende Unterfamilien geführt:

  • Corytophaninae (Helmleguane)
  • Crotaphytinae (Halsbandleguane)
  • Hoplocercinae (Stachelschwanzleguane)
  • Iguaninae (Echte Leguane)
  • Leiocephalinae (Glattkopfleguane)
  • Leiosaurinae (Südamerika-Anolisverwandte)
  • Liolaeminae (Erdleguane)
  • Oplurinae (Madagaskarleguane)
  • Phrynosomatinae (Krötenechsen)
  • Polychrotinae (Anolis)
  • Tropidurinae (Kielschwanzleguane)
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Zwergbartagame sin dim Terrarium sehr beliebt. © Stock.adobe.com/Pixavril

2. Überfamilie Geckoartige

Die Überfamilie „Geckoartige“ in der Systematik der Echsen gliedert sich in drei Familien auf:  

2.1 Familie Gekkonidae (Geckos)

Die auch Haftzeher genannten Geckos stellen mit rund 1000 Arten die zweitgrößte Gruppe der Echsen. Sie bewohnen alle Kontinente außer der Antarktis, wobei sie ihre größte Dichte in den Tropen und Subtropen haben. Es sind kleine bis mittlere Echsen (Gesamtlänge bis 40 cm), die sich überwiegend durch Eierlegen fortpflanzen. In ihrer Mehrheit sind sie dämmerungs- und nachtaktiv und weisen dann spaltenförmige, zusammenziehbare Pupillen auf.

Tagaktive Arten mit rundlicher Pupille sind meist auffallend gefärbt, die nächtlich aktiven Arten sind von unscheinbarer Farbe. Insgesamt sind Geckos aller Unterfamilien beliebte Terrarientiere, die im Allgemeinen auch gut vermehrt werden können. Viele Arten sind ausgesprochen stimmbegabt, einige sogar zu Ruffolgen befähigt.

Es werden fünf Unterfamilien aufgeführt:

  • Aeluroscalabotinae (Fuchsgesicht-Lidgeckos)
  • Eublepharinae (Lidgeckos)
  • Gekkoninae (Eigentliche Geckos)
  • Teratoscincinae (Wundergeckos)
  • Diplodactylinae (Doppelfingergeckos)

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2.2 Familie Pygopodidae (Flossenfüße)

Sie besitzen einen schlangenartiger Körper ohne Vorderbeine. Von den hinteren Extremitäten sind rudimentäre flossenartige Füße vorhanden. Die Verbreitung beschränkt sich auf Australien, Tasmanien und Neuguinea. Insgesamt eine bodenbewohnende Lebensweise, selten auch wühlend. Als Nahrung dienen Wirbellose, Ameisen und bei größeren Arten auch andere Echsen. Die Vermehrung wird durch Eierlegen sichergestellt.

Sie werden in die Unterfamilien Pygopodinae (Eigentliche Flossenfüße) und Lialisinae (Flossenfüße) eingeteilt.

2.3 Familie Dibamidae (Schlangenschleichen)

Sie spielen nahezu keine Rolle in der Terraristik, da sie eine versteckte, oft unterirdische Lebensweise führen. Sie haben eine schlangen- bis wurmförmige Gestalt ohne Gliedmaßen und erreichen eine Gesamtlänge von 25 cm. Männchen haben flossenartige Klammerorgane. Ihre Vermehrung wird vermutlich durch das Absetzen eines einzelnen Eis gesichert. Verbreitung in Südostasien (eine Gattung) und im nordöstlichen Mexiko (eine monotypische Gattung).

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Geckos gibt es in vielen Arten. © Stock.adobe.com/als

3. Überfamilie Skinkartige

Die Überfamilie „Skinkartige“ in der Systematik der Echsen gliedert sich in sieben Familien auf:  

3.1 Familie Cordylidae (Gürtelschweifartige)

Beliebte Terrarientiere, die in Afrika und Madagaskar vorkommen. Kleine bis mittlere Echsen mit abgeflachten, stachlig wirkendem Körper und großen, von oben dreieckig erscheinendem Kopf. Die Ernährung ist insektivor, seltener werden auch Pflanzen gefressen. Gewöhnlich werden lebende Jungtiere abgesetzt.

3.2 Familie Gerrhosauridae (Schildechsenverwandte)

Sie waren früher eine Unterfamilie der Gürtelschweife. Ihr Verbreitungsgebiet ist Afrika südlich der Sahara, sowie Madagaskar. Kräftige Echsen mit abgeplattetem Körper bis 70 cm Gesamtlänge und gut entwickelten Gliedmaßen. Typisch ist die seitliche Hautfalte, gewöhnlich erfolgt die Vermehrung durch Eiablage. In der Nahrung oft hohe pflanzliche Anteile, bisweilen im Familienverband lebend.

In die Unterfamilien Gerrhosaurinae (Eigentliche Schildechsen) und Zonosaurinae (Madagaskar-Schildechsen) unterteilt.

3.3 Familie Gymnophthalmidae (Brillentejuverwandte)

Besiedeln das südliche Mittel- und Südamerika östlich der Anden. Wie ihr anderer Name Mikroteiiden sagt, sind es kleine Echsen mit maximal 60 mm Körperlänge. Es sind überwiegend Bodenbewohner, die sich durch die Ablage von Eiern vermehren.

Sie sind in die Unterfamilien Alopoglossinae, Cercosaurinae, Ecpleopinae, Gymnophthalminae und Rhachisaurinae unterteilt.

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Die Riesengürteleidechse wirkt stachlig. © Stock.adobe.com/Colin

3.4 Familie Teiidae (Schienenechsen)

Die Mitglieder dieser Familie sind in Amerika, von den nördlichen USA bis zum äußersten Süden (Argentinien, Chile) verbreitet. Sie zeigen einen typischen Echsenkörper mit vier Gliedmaßen – auffällige Hautanhängsel oder Dornenschuppen fehlen. Die großen Bauchschilder sind namensgebend. Es sind kleine bis große Echsen (Körperlänge ausgewachsener Arten 45 - 420 mm), die gewöhnlich eierlegend sind.

Zwei Unterfamilien: Teiinae (Tejuverwandte) und Tupinambinae (Schienenechsen).

3.5 Familie Lacertidae (Halsbandeidechsen)

Sie haben ein riesiges Verbreitungsgebiet, nämlich Europa, Afrika (außer Madagaskar) und Asien inklusive der Sundaregion. Kleine bis mittelgroße Echsen (Körpergröße ausgewachsen von 40 - 260 mm), die in Wüsten, Savannen, lichten Wäldern, aber nur selten in Regenwäldern anzutreffen sind.

Typisch ist das "Halsband", eine zwischen Kehl- und Brustschuppen liegende Falte. Der Schwanz ist brüchig und kann bei Gefahr abgeworfen werden. Kein physiologischer Farbwechsel wie bei Agamen oder Chamäleons, dafür sind die Männchen zur Paarungszeit häufig farblich auffallend. Bis auf einige Ausnahmen eierlegend.

Drei Unterfamilien: Gallotiinae (Kanareneidechsen), Lacertinae (Eigentliche Eidechsen) und Eremiainae (Wüstenrennerverwandte).

3.6 Familie Scincidae (Skinke)

Es ist die Familie mit der größten Artenanzahl, etwa 1200. Allerdings bedarf die systematische Einordnung der Glattechsen noch weiterer Forschung. Rund 80% sind mit 12 cm Körperlänge ausgewachsen, die größten Arten erreichen 35 cm Körperlänge. Es sind allgemein tagaktive Echsen, die weltweit in den Tropen, Subtropen und südlichen gemäßigten Regionen vorkommen.

Viele sind spezialisiert, z.B. als Sandschwimmer, andere leben am und im Wasser, andere auf Bäumen. Im Allgemeinen insektivor, etwa 2/3 der Arten legen Eier, die restlichen vermehren sich ovovivipar (eierlebendgebärend). Meist schlanker Körperbau und vier Glieder, diese unterschiedlich gut entwickelt oder fehlend. Beschuppung zumeist glatt (Name: Glattechsen).

Vier Unterfamilien: Acontinae (Lanzenskinkverwandte), Feyliniinae (Afrikanische Schlangenechsen), Lygosominae (Schlankskinkverwandte) undScincinae (Eigentliche Skinke).

3.7 Familie Xantusiidae (Nachtechsen)

Bewohnen das südwestliche USA, Teile von Mexiko und Kuba. Es sind kleine Echsen unter 10 cm Körperlänge, die im Gegensatz zu ihrem Namen tagaktiv sind, jedoch eine sehr versteckte Lebensweise aufweisen. Gewöhnlich ernähren sie sich von Wirbellosen, einige leben jedoch herbivor. Sie bringen lebende Junge zur Welt.

Zwei Unterfamilien: Cricosaurinae (Kuba-Nachtechsen) und Xantusiinae (Nachtechsenartige)

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Die Nachtechsen sind eigentlich tagaktiv. © Stock.adobe.com/Nathan

4. Überfamilie Schleichenartige

Die Überfamilie „Schleichenartige“ in der Systematik der Echsen gliedert sich in drei Familien auf:  

4.1 Familie Anguidae (Schleichen)

Sie leben überwiegend in den gemäßigten Zonen und Subtropen. Es sind kleine bis sehr große langgezogene Echsen (ausgewachsen zwischen 55 - 520 mm Körperlänge), die sowohl vier gut entwickelte Gliedmaßen aufweisen können, als auch keine Gliedmaßen haben können. Die bodenbewohnenden Echsen leben bisweilen wühlend. Die Vermehrung erfolgt durch Eiablage und auch den Absatz von Jungtieren.

Sie sind in drei Unterfamilien eingeteilt: Anguinae (Eigentliche Schleichenverwandte), Diploglossinae (Doppelzungenschleichen) und die Gerrhonotinae (Alligatorschleichen)

4.2 Familie Anniellidae (Ringelschleichen)

Sie leben in den südwestlichen USA und Westmexiko, wo sie trockene Habitate bewohnen. Sie haben eine unterirdische Lebensweise, ernähren sich carnivor und sind lebendgebärend. Nur eine Gattung mit zwei Arten.

4.3 Familie Xenosauridae (Höckerechsen)

Zwei Unterfamilien: die Shinisaurinae (Krokodilschwanz-Höckerechsen) und die Xenosaurinae (Neuwelt-Höckerechsen). Letztere sind felsenbewohnend und leben im nordöstlichen Mexiko. Die ersterwähnte besiedelt feuchte Habitate am Wasser und hat eine semiaquatile Lebensweise. Sie ernährt sich von Quappen und Fischen. Alle Höckerechsen setzen lebende Jungtiere ab.

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Nicht alle Schleichen haben Beine. © Stock.adobe.com/bennytrapp

5. Überfamilie Waranartige

Die Überfamilie „Waranartige“ in der Systematik der Echsen gliedert sich in drei Familien auf:  

5.1 Familie Helodermatidae (Krustenechsen)

Es handelt sich um die einzigen Echsen, die giftig sind. Die massigen, mit nahezu runden Körpern ausgestatteten Echsen sind Bewohner des südwestlichen Nordamerikas. Sie sind nachtaktive Bodenbewohner mit kurzen, aber stark entwickelten und bekrallten Gliedmaßen, die maximal 100 cm Gesamtlänge erreichen können. Die Fortpflanzung erfolgt durch Eiablage.

5.2 Familie Lanthanotidae (Taubwarane)

Schlanke, kleine Echsen, die bis 43 cm lang werden können. Dem leicht abgeflachten Kopf fehlen Ohröffnungen. Sie leben semiaquatil und sind auf Borneo endemisch. Nur eine Gattung mit einer Art (starker Schutzstatus).

5.3 Familie Varanidae (Warane)

Sie sind z.T. beliebte Terrarieninsassen (Stachelschwanzwaran). Ihre Verbreitung reicht von Afrika, Kleinasien, südliches Asien bis nach Australien. Sie fehlen auf Madagaskar und haben weder Neuseeland noch Tasmanien erreicht. Es sind kleine (23 cm) bis großwüchsige (310 cm) Echsen, die sich durch vier, mit Krallen besetzte Glieder, einen schlanken aber dennoch kräftigen Körperbau, einen langen Schwanz sowie Hals und einen großen Kopf auszeichnen.

Die nach hinten gerichteten Zähne ermöglichen kein Abbeißen, sondern nur ein Herausreißen und Herunterschlingen. Die Ohröffnungen sind deutlich sichtbar, der lange Schwanz ist entweder seitlich abgeflacht oder drehrund. Erfolgreiche Eroberung sämtlicher Biotope von Wüste bis Regenwald. Sie sind gewöhnlich an Land ebenso flink wie im Wasser. Als Nahrung wird alles vom Wirbellosen bis zum Säugetier verschlungen, je nach Größe und Verfügbarkeit. Die Reproduktion erfolgt durch das Ablegen von Eiern.

Keine Unterfamilien, nur eine Gattung mit etwa 70 Arten.

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